
Der beschriebene Herr aus Paris gehört wohl zu den schillernsten Gestalten der Psychopathia Sexualis. Es ist ein so hübsches, harmloses Beispiel für die erstaunlichen Wege, die sexuelles Begehren gehen kann.
Zugleich ein großes Schauspiel des viktorianischen Zeitalters; das aufsteigende Bürgertum, das dem noch immer mächtigen Adel gegenübersteht, bzw. sich auch mit diesem vermischt. Schließlich übernahm die bürgerliche Gesellschaft die Idee des guten Blutes. Nur war das gute Blut nun das gesunde Blut.
"Das Blut des Bürgertums war ihr Sex. Das ist kein Wortspiel - viele Elemente der adeligen Standeswahrung finden sich im Bürgertum des 19. Jahrhunderts wieder: hier allerdings als biologische, medizinische oder eugenische Vorschriften. Aus der Sorge um den Stammbaum wurde die Besorgnis um die Vererbung." (Michel Foucault, Sexualität und Wahrheit I)
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